Category Archives: Sammelsurium

alles Mögliche

Der letzte Tag des Jahres

Ich habe lange überlegt, ob ich mich in die Reihe derer stelle, die mehr oder weniger schlaue, witziger oder sehr persönliche Jahresrückblicke schreiben. Dann dachte ich, nee, mach ich nicht, denn irgendwie ist Silvester fast ein Tag wie jeder andere und für mich nix wirklich Besonderes. Und manches, was ich dieses Jahr erlebt habe, möchte ich dann doch lieber für mich behalten und im Stillen in mir bewegen.

Das Jahr hatte es in sich. So viele Pläne, die in der Schublade bleiben mussten oder die frustriert zerknüllt und weggeworfen wurden. Und dennoch… bei allem, was dieses Jahr blöd war und nicht geklappt hat, gab es für mich doch einiges, was sehr gut war.

Und dafür bin ich dankbar und wünsche allen Leserinnen und Lesern meines Blogs, dass es auch bei ihnen etwas gibt, wofür sie dankbar sein können und freue mich darauf, wenn wir uns im nächsten Kalenderjahr hier wiederlesen.

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Zeit für Kunst

Die aktuelle Situation mit Kontaktbeschränkungen und Veranstaltungsabsagen trifft nicht nur Musiker:innen, sondern auch andere Kulturschaffende. Viel ist in den Medien zu lesen über Branchen, die es schwer haben, über Arbeitsplätze, über Ungewissheiten, und manche Lösungsideen sind bei näherer Betrachtung nicht mehr als ein hübsches Tuch, das man über einen Haufen Staub in der Ecke des Zimmers legt.

Ich möchte aber nicht in den großen Chor der Wehklagenden einstimmen (apropos Chor, ich würde so gerne wieder mit anderen gemeinsam singen, aber da war ja die Sache mit der Geduld.), sondern möchte hier auf Künstler:innen hinweisen, die spannende Sachen machen und die ich selbst gerne unterstütze.

Marlies Blauth habe hier ich im Blog schon einmal vorgestellt, und sie zaubert nicht nur mit Worten, sondern auch mit Bildern, Illustrationen…

Dann gibt es eine virtuelle Ausstellung im Kunstgarten, die sehenswert ist. Einige der Künstler:innen, die dort präsent sind, kenne ich persönlich und schätze ihre Arbeit sehr. Und so vielfältig wie die Künstler:innen sind auch die Werke und ich könnte mir vorstellen, dass da für jede:n etwas Interessantes dabei ist.

Es gibt natürlich noch viel mehr Kunst und Kultur, die es wert ist, unterstützt und geteilt zu werden und ich freue mich über weitere Empfehlungen und Tipps.

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Geduld

“Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht” ist ein geflügeltes Wort, das in vielen Bereichen sehr beliebt ist. Ich habe es auch schon verwendet, weil ich das Bild mag und sehr aussagekräftig finde.

Manchmal muss man einfach warten können. Geduldig sein.

Im April hatte ich bei meiner Lieblingsbuchhandlung einige Bücher bestellt. Es stellte sich heraus, dass alle gewünschten Bücher direkt beim Verlag zu bestellen waren, und ich wurde gebeten, mich auf eine Woche Wartezeit einzustellen. Da ich es nicht eilig hatte, war das gar kein Problem. Letzte Woche, drei Wochen nach meiner Bestellung, dachte ich so bei mir, es wäre nun doch allmählich nett, die Bücher zu bekommen. Ich rief also an und fragte nach. Antwort: “Die sind auf dem Weg zu Ihnen, haben wir gestern zur Post gebracht.” Und tatsächlich kam die Sendung dann am gleichen Tag an. Da hätte ich also gar nicht anrufen müssen 😀

Ähnliches mit einer Notenbestellung. “Lieferbar in 1 bis 4 Wochen”, hieß es vor vier Wochen. Gestern dann die Mail, die Sendung sei unterwegs zu mir.

Hätte es etwas gebracht, wenn ich versucht hätte, diese Lieferung irgendwie zu beschleunigen? Vermutlich nicht. Ja, ich hätte vielleicht woanders bestellen können, aber ich unterstütze kleine oder regionale Läden einfach gerne, vor allem, wenn ich insgesamt einen wunderbaren Service bekomme. Dass das nicht selbstverständlich ist, weiß ich auch, und freue mich umso mehr über die Fälle, in denen es eben so ist.

 

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Achterbahn

Ich bin kein Fan von Achterbahnen und anderen wilden Fahrgeschäften. Eine geruhsame Karussellfahrt mag ich. Als Kind liebte ich die Schnauferl-Bahnen und das Karussell, bei dem man mit seinem Fahrzeug nach oben schweben konnte und das selbst steuerte. Aber Achterbahnen? Habe ich glaube ich ein oder zwei Mal gemacht und kein Vergnügen daran gefunden.

Die emotionalen Achterbahnfahrten der Zeit fragen nicht nach meinen Vorlieben. Gefühle kommen und gehen. Positiv wie negativ.

Was gestern noch wie eine tolle Idee schien, wirkt heute unrealistisch und albern. Und morgen vielleicht doch wieder ganz brauchbar.

Wenn mir eine Idee auf den zweiten oder dritten Blick irgendwie dämlich oder komisch erscheint, bin ich kurz frustriert, aber dann schaue ich, was es ist, das mich stört. Und oft entsteht daraus eine Weiterentwicklung der ursprünglichen Idee, weil etwas zum Vorschein kam, an das ich vorher noch nicht gedacht hatte. Und dann ist der Frust weg und ich kann weiterdenken.

Im Moment fühlen sich viele unter Druck gesetzt, gerade, wenn sie freiberuflich arbeiten. Das Gefühl kenne ich auch sehr gut. Wir denken, wir müssten möglichst schnell eine möglichst geniale Idee haben und diese auch noch umsetzen, damit wir verlorengegangene Honorare irgendwie ausgleichen können. Leider neigt das Gehirn dazu, bei zu viel Druck erst einmal die Arbeit einzustellen.

Schon sitzen wir wieder in dieser Achterbahn. Diesmal auf dem Weg nach unten.

Ich habe kein Patentrezept, wie mit der Situation umzugehen ist. Wir müssen alle irgendwie unseren Weg finden. Und trotz der vielen Frustmomente bin ich gespannt und neugierig, wie dieser Weg für mich aussehen wird.

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Singing in the rain

Ich gebe es zu, gesungen habe ich gestern nicht, als es nach Wochen endlich (endlich!!!) regnete. Aber ich bin nach draußen gegangen und stand eine Weile auf dem Hof und habe die Regentropfen sehr genossen. Hoffentlich bekommen wir noch mehr vom kostbaren Nass, und das auch wieder einigermaßen regelmäßig.

Während ich das hier tippe, spitzt die Sonne durch die Wolken, wie um mir zu sagen, hey, ich bin auch da.

Seit vielen Jahren feiern wir in diesen Tagen in unserem Garten mit Freunden ein Walpurgis-Geburtstags-LKW-Grillfest. Dieses Jahr nicht. Dieses Jahr haben wir nicht die Halle auf- und ausgeräumt und Tische und Bänke hingestellt. Dieses Jahr habe ich keine Getränke gekauft, keinen Obazdn angesetzt und nicht kiloweise Kartoffeln für die große Salatschüssel gekocht. Und ich werde auch nicht die Kaffeemaschine aus der Küche in die Halle tragen und am Tag nach der Feier morgens Dutzende Brötchen aufbacken fürs gemeinsame Frühstück.

Aber vielleicht setze ich mich trotzdem an die Feuerschale und denke an alle, die ich lange nicht gesehen habe und freue mich darauf, wenn irgendwann wieder andere Zeiten kommen.

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April. April?

Wer hätte das vor einem Jahr gedacht, dass wir uns heute in einer besonderen Situation finden, in der sich die einen in Galgenhumor flüchten, die anderen vom Witzemachen abraten und wieder andere die Aprilscherze auf die Zeit nach den Sommerferien vertagen wollen, wie so vieles derzeit vertagt wird.

Und ich denke mir, wie gut es ist, dass wir nicht wirklich in die Zukunft schauen können, aber andererseits hätte eh kaum jemand geglaubt, dass wir das, was wir jetzt erleben, tatsächlich erleben werden.

Fast traue ich mich nicht zu sagen, dass es mir gut geht. Natürlich ist das auch “nur” eine Momentaufnahme, aber in genau diesem Moment ist es so.
Ich weiß von vielen, dass sie von den Entwicklungen überfordert sind und sich eine schnelle Rückkehr zu dem wünschen, was für sie Normalität ist. Ich kann nur die Hand ausstrecken und virtuelle Unterstützung anbieten und vielleicht ist das als Beitrag auch schon genug.

Was gibt’s aus Haus und Garten zu berichten? Der Nachtfrost hat den Hortensien schwer zugesetzt und obwohl ich die tägliche Sonne sehr genieße, sehe ich, dass wir schon wieder Regen brauchen könnten. Unsere Spatzenhorde, über die ich bei Twitter schon berichtete, ist hochaktiv, und ich konnte eine Meise dabei beobachten, wie sie einen möglichen Nistplatz in einem hohlen Ast im alten Walnussbaum begutachtete. Die Rotschwänze sind auch schon wieder auf der Suche nach neuen Wohnungen und im Nachbargarten wurde heute eine Birke gefällt. Mein baumliebendes Herz findet das schade, aber die Allergikerin frohlockt.

Bis Ostern werde ich weiterhin täglich Orgelmusik bei Twitter veröffentlichen, vielleicht auch darüber hinaus. Ausnahmen sind meine traditionellen Tage ohne Social Media, die ich an Gründonnerstag beginnen werde.

Danke fürs Lesen 🙂

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Am Aschermittwoch…

… ist alles vorbei, wie es in dem Schlager aus den 1950er Jahren heißt? Oder doch nicht?
Ist es ein ganz normaler Mittwoch?

Für mich ist es einerseits tatsächlich ein ganz normaler Mittwoch. Ich bin keine Karnevalistin und arbeite heute wie an jedem Mittwoch.

Andererseits ist heute der Beginn der Passionszeit. Manche sagen auch Fastenzeit dazu und wollen in den nächsten Wochen bis Ostern auf etwas verzichten.

Ich würde gerne auf die Nervosität verzichten, die mich in den Tagen vor meinem nächsten Konzert begleitet, aber da es jedes Mal so ist, gehört es wohl dazu und ich komme irgendwie damit klar.

Wie das Konzert gelaufen ist und wie viele Menschen zugehört haben, darüber werde ich wohl nächste Woche schreiben – wenn ich es nicht vergesse 😀

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Eigentlich…

… ist ein tolles Wort. Eigentlich wollte ich gestern bloggen. Letzte Woche dachte ich nämlich so bei mir, ich könnte meinen Wochenrückblick wieder ins Leben rufen, und den hatte ich immer mittwochs, und das Jahr begann mit einem Mittwoch, und so passte das eigentlich ganz wunderbar. Gut, dass ich im letzten Eintrag noch nichts davon geschrieben hatte.

Denn prompt habe ich es gestern vergessen.

Nun könnte ich mich darüber ärgern oder mir gram sein, denn eigentlich hatte ich das ja ganz fest vor mit dem regelmäßigen Schreiben, und letzte Woche hatte ich noch tausend Ideen, was ich sagen wollte. Aber! Gerade weil ich so gut darin bin, mich selbst unter Druck zu setzen und mit mir zu schimpfen, mache ich genau das diesmal nicht.

Und eigentlich könnte ich mich sogar loben. Ich habe gestern ein Konzeptpapier geschrieben, an dem ich seit Ende Oktober herumgebrütet und es immer wieder vor mir hergeschoben hatte. Immer wieder hatte ich meine Notizen dazu gewälzt und mich durch meine Bildersammlung geklickt und wollte eigentlich anfangen, alles aufzuschreiben. Es kam nicht dazu. Bis gestern. Da gab mein Hirn den Startschuss und ich habe gearbeitet und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

Vorgestern war die erste Chorprobe des Jahres und wir probten zwei Stücke, die wir nächste Woche bei einem Chormitglied zuhause singen werden. Er hatte sich diese Stücke vor einer Weile zu seinem 80. Geburtstag gewünscht. Nun ist er krank. Schwer krank. Es kann sein, dass unser Ständchen für ihn das letzte wird, bei dem er tatsächlich zugegen ist. Ich werde Solo singen und weiß, wie viel ihm dieses Stück bedeutet. Ich hoffe, ich hab dann keinen Kloß im Hals. Während ich das so schreibe, muss ich auch daran denken, wie er mich letztes Jahr fragte, ob ich an seiner Beerdigung Orgel spielen würde, und sich dafür auch ein bestimmtes Stück wünschte. Wir lachten zusammen darüber und sagten, wir hätten dafür ja noch lange Zeit. Nun, vielleicht haben wir das nicht. Eigentlich hatte ich mit ihm zusammen mal vierhändig Klavier spielen wollen. Dazu wird es wohl nicht mehr kommen.

Und nicht nur deshalb, weil wir eben nicht wissen, was das Leben für uns bereit hält und wann etwas passieren wird, bin ich mir eben nicht gram und freue mich ganz einfach über das, was ich in den letzten Tagen geschafft habe, und dass ich nun heute am Rechner sitze und diese Zeilen tippe.

Ich bin gespannt, ob und wann ich nächste Woche blogge. Gewissermaßen, sozusagen, überhaupt und außerdem (das sind alles Synonyme für eigentlich, sagt die Wortschatz-Seite.

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Dienstag

Eigentlich wollte ich ja einen Jahresrückblick schreiben. So mit tollen Erlebnissen (z.B. die Konzerte, die ich dieses Jahr als Sängerin, Organistin und Klavierbegleiterin hatte, und die vielen schönen Dinge, die das Jahr brachte) und mit tiefschürfenden Gedanken, und… naja, das habe ich die ganze Zeit vor mir hergeschoben und viel Zeit draußen verbracht, weil wir ein Nebengebäude abreißen und alles für den Neubau vorbereiten, und weil… ich auch längst nicht so viel blogge wie ich es mir vor Jahren einmal vorgenommen hatte.

Apropos vornehmen, Vorsätze habe ich fürs neue Jahr keine. Dafür schon jetzt fünf Konzerttermine, und es kommen sicher noch weitere dazu. Darauf freue ich mich.

Und ich bin froh, dass es mir gut geht und dass im Ofen ein Feuer brennt und Essen in der Speisekammer ist und Strom aus der Steckdose kommt und gleichzeitig mache ich mir Gedanken über diejenigen, denen es nicht so gut geht und darüber, wie wir mit den Veränderungen unserer Umwelt (Natur und Gesellschaft) umgehen.

Ich wünsche mir fürs nächste Jahr die nötige Tatkraft und Zuversicht und wünsche allen, die das hier lesen, alles Gute.

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Mit dem Hausboot unterwegs

Ich bin immer noch ganz begeistert von unserem Urlaub auf dem Rhein-Marne-Kanal mit einem Hausboot – wir waren das erste Mal zu viert unterwegs, mein Mann, meine Schwiegermutter, meine Schwägerin und ich. Das ist insofern auch etwas Besonderes, weil das Verhältnis zu den beiden Damen über viele Jahre ausgesprochen schwierig war und sich erst in der letzten Zeit normalisiert hat. Aber es hat wunderbar funktioniert, es gab keine großen Reibereien, und über kleine Nickeligkeiten kann man leicht hinwegsehen.

Schon in der Vorbereitung habe ich gemerkt, wie unterschiedlich doch unsere Herangehensweisen an die Sache sind. Während ich mir auf dem Flussreiseführer zwar eine grobe Route überlegt hatte, ansonsten aber alles auf mich zukommen lassen wollte, machte sich meine Schwägerin Gedanken um Strom für den Fön und darum, welche und wie viele Klamotten wohl mitzunehmen seien. Meine Schwiegermutter dachte ans Einkaufen und mein Mann bat mich, doch einen detaillierten Plan zu machen, um den beiden die Sorge zu nehmen, sie wüssten nicht, was auf sie zukommt.

Das machte ich dann auch und gleich der erste Punkt auf dem Plan funktionierte nicht, da das ausgesuchte Restaurant fürs Mittagessen auf der Hinfahrt nicht mehr existierte 😉 Aber das war gar nicht schlimm, denn keine 500m weiter fand sich ein geöffnetes Lokal, wo wir fürstlich speisten und alle zufrieden waren: Aux Berges de la moder, 8 rue de la gare, 67590 Schweighouse-sur-Moder (absichtlich ohne Link zur FB-Seite des Restaurants. Kann bei Interesse ja über Suchmaschinen gefunden werden.)

Ab 16 Uhr sei unser Boot abholbereit, hieß es vom Vermieter. Wir kamen pünktlich an und konnten dann auch erst einmal entspannen, da vier Boote zu übergeben waren und einer der Mitarbeiter zwischen Tür und Angel rief, er käme noch, aber sei alleine und es würde dauern. Wir waren ja im Urlaub und nicht auf der Flucht und ließen ihn das auch wissen – was witzigerweise dazu führte, dass er uns doch schon unser Boot, die “Rose”, zeigte und sagte, wir sollten das Gepäck schon einmal an Bord bringen, die Einweisung würde er dann später machen. Wir teilten uns dann auf; die Schwägerin und ich fuhren einkaufen und die anderen beiden machten das Boot klar. Als wir vom Einkaufen zurückkamen, kam das Boot gerade von der Einweisungsfahrt zurück, mit einem anderen Mitarbeiter, der uns sagte, wir hätten mit meinem Mann einen tollen Skipper und er sei sehr zuversichtlich.

Da es mittlerweile schon Abend war, beschlossen wir, im Hafen zu bleiben und erst am nächsten Morgen zu starten. Das taten wir dann auch und waren gegen halb zehn die ersten, die den Hafen verließen. Wir fuhren ein kurzes Stück, um den Rhein-Marne-Kanal zu erreichen und bogen dann in Richtung Nancy ab.

Die erste Schleuse auf unserer Strecke ist gleichzeitig die spektakulärste: Réchicourt, fast 16m werden durch eine einzige Schleuse überwunden. Früher gab es eine Schleusentreppe mit sechs Schleusen, heute eben nur die eine. Es herrscht Rettungswestenpflicht in der Schleuse. Nach einer Wartezeit ging es dann los. Drei Boote passten gleichzeitig in die Schleusenkammer. Bei der Einfahrt gab es ein paar kurze Tipps für die Leinen vom Schleusenwärter und dazu eine Fernbedienung für alle weiteren Schleusen in Richtung Nancy. Und dann ging es schon nach unten. Abwärts zu schleusen ist im Grunde unkompliziert, auch wenn es 16m nach unten geht.

Die Sache mit der Fernbedienung ist ebenfalls kein Hexenwerk. Vor den Schleusen gibt es ein Schild, bei dessen Erreichen (oder für Ungeduldige auch vorher) man auf den (einzigen) Knopf der Fernbedienung drückt, was mit einem blinkenden orangenen Licht quittiert wird. Nähert man sich dann der Schleuse, zeigt ein gelbes Blinklicht an, dass die Schleuse vorbereitet wird. Dann muss man nur noch auf die üblichen roten und grünen Lichtzeichen der Schleuse achten und bei geöffnetem Tor einfahren. Leinen festmachen, Schleuse durch manuelle Betätigung einer Stange in Gang setzen, und los geht’s. Schon nach wenigen Schleusen waren wir ein eingespieltes Team: ich vorne an den Leinen, meine Schwiegermutter hinten, mein Mann am Steuerstand und meine Schwägerin als Schleusenbetätigerin und Leinenhelferin.

Unser erster Stopp zur kleinen Mittagspause konnte auch nicht wie geplant stattfinden – wenn an einem Anleger normalerweise locker Platz für mindestens zwei Boote ist, ein Boot aber so festgemacht ist, dass weder vorne noch hinten noch Platz ist, dann haut das halt nicht hin. Schade, wenn Menschen beim Festmachen so wenig mitdenken, aber so ist das halt. Wir fanden ein Stück weiter einen schönen Platz in der Nähe einer Schleuse. Dort gab es sogar einen Picknicktisch, der aber bereits belegt war. So genossen wir unser Mittagessen auf Deck.

Vom Wetter her hatten wir riesiges Glück – es hat in der ganzen Woche nur zweimal geregnet, und ansonsten war es entweder bewölkt und trocken oder sonnig und trocken.

Die nächste Nacht verbrachten wir im Hafen von Lagarde. Da sich dort die Basis eines weiteren Bootsverleihers befindet, sollte man genau schauen, welche Liegeplätze als Gastplätze gekennzeichnet sind. Es gibt an sich genug Platz, aber auch hier gab es wieder einige, die beim Festmachen nur an sich selbst und nicht an nachfolgende Boote gedacht hatten.

Weiter ging es bis Sommerviller. Das ist ein kleiner Anleger ohne Elektrizität und Wasser – dafür aber mit einer fußläufig erreichbaren Bäckerei, die ganz wunderbare Törtchen macht. Und die Baguettes sind eh überall in Frankreich lecker. (Boulangerie Sanchez, 1 Rue de Lorraine, 54110 Sommerviller)

Am nächsten Tag erreichten wir Nancy. Obwohl wir bereits am frühen Nachmittag eintrafen, gab es im Hafen nur noch einen Liegeplatz. Später sortierte der Hafenmeister dann noch ein paar Boote um und schaffte so drei weitere Plätze, aber eng war es doch. Wir gingen abends essen – mal nicht französisch, sondern Burger, aber auch die waren teilweise französisch angehaucht und sehr, sehr gut. (Voyou Burger, 20 rue Stanislas, 54000 Nancy). Im Hafen gab es Strom und Frischwasser.

Schon war die Hälfte der Woche vorbei und wir fuhren zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Beim Aufwärtsschleusen setzt man vor der Schleuse ein Besatzungsmitglied ab, das in der Schleusenkammer die Leinen entgegennehmen kann und dann auch wieder die Schleuse betätigt. Auch hier war die Rollenverteilung wieder klar und wir arbeiteten als Team perfekt zusammen.

Dann kamen wir zu einer Schleuse, die noch nicht frei war, und machten am Ufer fest, um zu warten. Wenn die Schleusenkammer gerade gefüllt ist, muss das Wasser ja wieder raus, wenn man bergauf schleusen möchte. Oft kommt es da zu größeren Verwirbelungen. Entweder wartet man also in gebührendem Abstand vor der Schleuse, oder man macht das Boot halt kurz fest. Vor uns lag ein weiteres Hausboot – die Benutzer nahmen das Thema insgesamt aber ziemlich locker, und das Boot trieb entsprechend ab, weil es nicht ordentlich festgemacht war. Da wurde dann auch nicht mal die Kaffeetasse beiseite gestellt, sondern nur nach einem weiteren Besatzungsmitglied gerufen, das aber gerade anderweitig beschäftigt war. Nun ja. Dass man ohne Bootsführerschein Hausboot fahren darf, heißt ja eigentlich nicht, dass man gar nicht mitdenken muss.
Jedenfalls fuhren wir gemeinsam in die Schleusenkammer und die andere Besatzung beklagte sich, dass wir uns einen der Poller zum Festmachen teilten. Dass das kein Problem ist, wollten sie nicht so recht glauben und machten in der nächsten Schleuse ganz vorne fest, um ihre eigenen Poller zu haben.
Nun gibt es beim Bergaufschleusen ja auch in der Schleusenkammer entsprechende Verwirbelungen im Wasser. Deshalb ist es hilfreich, wenn man seine Leinen ordentlich führt und wenn einer am Ruder bleibt. Die andere Bootsbesatzung sah das irgendwie anders, ließ sowohl die Leinen alleine als auch den Steuerstand. Es kam, wie es kommen musste. Das Boot wurde nach vorne gezogen und bekam Kontakt mit dem Schleusentor. Und aufgrund seiner Bauweise blieb es dann an einem der Querriegel des Schleusentors hängen. Sprich, der Bug wurde nach unten gezogen und das Heck kam aus dem Wasser. Meine Schwägerin, die ja draußen stand, sprang noch hin, um das Boot an der hinteren Leine festzuhalten. Ein Teil der Besatzung, der sich eben noch gesonnt hatte, begab sich zum Steuerstand, aber die versuchte Rückwärtsfahrt scheiterte daran, dass die Schraube bereits aus dem Wasser war.
Es blieb uns also nur, den Notausschalter zu betätigen und dann auf den zuständigen Schleusenmenschen zu warten. Der kam, begutachtete sein Schleusentor (das nichts abbekommen hat) und belehrte die Bootsbesatzung – da diese jedoch kein Französisch sprach, lief ein Teil seines Vortrags wohl ins Leere.
Der Schleusvorgang wurde dann manuell durch den Mitarbeiter beendet und es ging weiter.

Später trafen wir den Mitarbeiter dann noch einmal, weil eine andere Schleuse Probleme machte, und er lobte unsere Teamarbeit und meinte, wie wir das machten, sähe sehr gut aus. Dass wir mit ihm französisch schwätzen konnten, erleichterte die ganze Sache natürlich auch.

Für die nächste Übernachtung machten wir in Einville-au-Jard fest und kauften im örtlichen Gemischtwarenladen ein wenig ein. Es gibt in Einville fast direkt am Hafen auch ein Restaurant, das wir aber nicht besuchten, weil wir meist selbst kochten.

Am nächsten Tag ging es weiter bis Port Ste Marie, wo wir das Boot mal wieder an die Steckdose hängten und auch Frischwasser auffüllten.

Dann brach auch schon der vorletzte Tag der Bootswoche an und wir nahmen die große Schleuse von Réchicourt wieder nach oben, gaben unsere Fernbedienung ab und fuhren ohne weitere Schleusvorgänge noch ein Stück Richtung Strasbourg bis Hesse, wo wir eine kleine Pause machten und von dort aus dann zurück zu unserer Basis fuhren.

Dort verbrachten wir den letzten Abend an Bord und genossen das leichte Plätschern des Wassers, das uns beim Einschlafen begleitete.

Fazit dieser Woche: ich langweilte mich keine Minute und war trotzdem tiefenentspannt. Mein Strickzeug hätte ich zuhause lassen können, da ich tagsüber mit Gucken und Leinenführen beschäftigt war und es sich abends auch nicht wirklich ergab. Was man unbedingt haben sollte, ist Mückenspray und Sonnenschutz (hatten wir beides) und ordentliche Handschuhe (hatten wir auch), um gefahrlos mit den Leinen arbeiten zu können. Ein wenig Gefühl für so ein Boot zu entwickeln schadet ebenfalls nicht. Ich habe jetzt aber Lust, endlich mal den Bootsführerschein zu machen. Mal sehen, ob und wann ich dazu komme.

Es war jedenfalls ein ganz wunderbarer Urlaub und ist zur Nachahmung und Wiederholung empfohlen 🙂

 

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